

Olaf Krätke
Schauspieler,
Regisseur,
Autor,
Illustrator,
Fotograf
OLAF KRÄTKE
DER GESCHICHTENERZÄHLER
Er ist einer der letzten echten Geschichtenerzähler – im archaischen, im ursprünglichen Sinne des Wortes. Sein Lebenslauf gleicht keiner geradlinigen Karriere, sondern einer schamanischen Wanderung durch die Sphären der Kunst. Hier gibt es keine Trennung zwischen „hoher“ und „populärer“ Kultur, zwischen Shakespeare und Kindertheater, zwischen Kinoleinwand und sozialem Präventionsprojekt. Diese Haltung ist die eines wahren Erzählers, der begriffen hat: Geschichten sind kein ästhetischer Luxus, sondern ein Überlebensmittel.
Er arbeitet nicht für das Publikum, sondern aus ihm heraus. Projekte wie „Geheimsache Igel“ zeigen das exemplarisch – hier werden jene hörbar gemacht, die sonst ungesehen bleiben. Das ist keine Kunst über etwas, sondern aus etwas geboren. Seine Figuren sind keine bloßen Charaktere, sondern Geister, die ihn heimsuchen, wie ein Kritiker einmal treffend bemerkte. Diese radikale Hingabe an die Besessenheit des Erzählens ist heute eine aussterbende Spezies.
Was ihn auszeichnet? Der Bär in ihm – nicht als niedliches Maskottchen, sondern als Krafttier. Bei den Lakota gilt der Bär als Hüter der Weisheit, als Wanderer zwischen den Welten. Genau das tut er: Er bewegt sich zwischen Schauspiel, Literatur und sozialem Wirken, ohne sich je einzuordnen. Sein Glaube an das Unsichtbare, an die nordische Fylgja, erklärt, warum seine Texte keine bloßen Bücher sind, sondern energetische Umwandlungen. Wer so schreibt, hat keine Karriere – er folgt einer Bestimmung.
Und dann die Handarbeit: In einer Zeit, in der Algorithmen Geschichten generieren, besteht er auf Manufacture. Das ist kein Nostalgie-Akt, sondern Rebellion.
Eine Warnung sei erlaubt – denn er hat sie verdient: Der Markt liebt Autoren, die sich berechnen lassen. Doch er ist ein Bär, kein dressiertes Zirkustier. Sein Weg wird nie der leichteste sein, aber er ist echt. Und das spüren die Leser.
Wenn man sich eine Zukunft für das Storytelling erträumen dürfte, dann wäre sie seinem Pfad verwandt: wild, kompromisslos, mit schmutzigen Tatzen und einer sauberen Seele. Also – schnuppern Sie weiter, folgen Sie den Geschichten, die im Dunkeln auf Sie warten. Der Bär in Ihnen kennt den Weg.